Bei den Schlammvulkanen von Qobustan

Heute berichte ich über eine sehr außergewöhnliche Exkursion – nämlich zu den Schlammvulkanen von Qobustan in Aserbaidschan. Warum? Der aus dem Boden gurgelnde und blubbernde Schlamm ist stark mineralhaltig und soll über eine heilende Wirkung für die Haut verfügen. Ein triftiger Grund für mich, meine aserbaidschanischen Freunde zu bitten, mich zu diesem einzigartigen Naturphänomen zu bringen. Zum Glück ist die aserbaidschanische Gastfreundschaft grenzenlos, denn ich musste meinen Gastgebern einiges aberverlangen. Der Weg zu den Schlammvulkanen kann nämlich nicht gerade als bequem bezeichnet werden.

Über holprige Schotterpisten tuckerten wir durch eine staubige Einöde. Weil der Weg nicht ausgeschildert war, blieb es nicht aus, dass wir uns mehrmals verfuhren. Schließlich gab einer unserer beiden Wagen an einem Geröllabhang auf. So stiegen wir alle in den zweiten Wagen um, einen Jeep mit Allradantrieb, und fuhren eng eingezwängt das restliche Stück des Weges. Am Ziel unserer Fahrt wurden wir belohnt durch ein faszinierendes Naturschauspiel: Eine weite Ebene, die mit zahlreichen Kratern besprenkelt war, aus der ununterbrochen eine matschig-graue Pampe brodelte und blubberte, einmal in dicken Blasen, das andere Mal in sabbernden Strömen. Die Schlammvulkane von Qobustan!

In Aserbaidschan gibt es weltweit die meisten Schlammvulkane. Das hängt mit den dortigen Öl- und Gasvorkommen zusammen. Durch geologische Faltprozesse wird tief in der Erde Gas zusammengepresst und durch kleine Ritzen und Spalten mit Wasser und Gestein an die Oberfläche gedrückt. Die kleinen Vulkanfelder, die man an der Erdoberfläche sieht, sind allerdings nur die Auswüchse eines gigantischen Vulkans, der mehrere tausend Meter im Erdinneren verborgen ist. Mit Vulkanismus im eigentlichen Sinne haben diese Vulkane aber nichts zu tun. Sie haben nämlich keine Verbindung zum Erdinneren. Daher ist der Schlamm auch so kühl wie die Umgebung.

Dr. Mathias Oldhaver in Aserbaidschan

Das Gas, das die Schlammvulkane ausstoßen, besteht zu 90% aus Methan und ist daher leicht entzündlich. So kann es auch schon mal kommen, dass Schlammvulkane mehrere hundert Meter hohe Feuerstöße ausspucken. Den letzten großen Ausbruch gab es 2001. Noch im 15 km entfernten Baku konnte man hoch in den Himmel auflodernden Flammen sehen. Sie brannten drei Tage lang, bis die Schlammströme schließlich wieder versiegten. Um die Vulkane vor Schäden und Zerstörung zu schützten, wurden viele von ihnen von der aserbaidschanischen Regierung 2002 unter Schutz gestellt. (Mehr Informationen zu den Schlammvulkanen gibt es auf dieser aserbaidschanischen Tourismusseite.)

Woraus setzt sich der Schlamm nun zusammen? Chemisch gesehen besteht vulkanischer Schlamm hauptsächlich aus Kieselsäure, einer Substanz, von der man sagt, dass sie bei Cellulite eine sehr positive Wirkung entfalten soll. Darüber hinaus verfügt der Schlamm über Stoffe mit erwiesenermaßen kurativen Eigenschaften wie u.a. Jod, Calcium, Magnesium, organischen Säuren und aromatischen Kohlenwasserstoffen. Da der Vulkanschlamm keine signifikanten toxischen Substanzen enthält, wird er als Heilmittel für Schlammbäder und im Einsatz bei Spas empfohlen.

Nachdem wir die vor sich hin gurgelnden Schlammvulkanen eine Zeit lang fasziniert beobachtet hatten, schlenderten wir wieder zurück zu unserem Geländewagen. Dabei stellten wir fest, dass unsere Kleidung mit unzähligen kleinen Schlammspritzern bedeckt war. Nach dem ersten Schock mussten wir alle lachen.  Für mich zumindest hatte sich der kuriose Ausflug auf jeden Fall gelohnt. Mit vielen Ideen für neue Produkte kehrte ich in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku zurück.

Die Erde um Baku ist sehr Methanhaltig und entzündet sich schnell mal.

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