Wie ich mir in Burma mit Anti-Malaria Rum versehentlich einen Rausch antrank

Auf meiner Reise durch Burma galt mein ganz besonderes Interesse natürlich den lokalen Heilpflanzen. Deshalb hielt ich sofort inne, als ich in einem kleinen Krämerladen auf der Suche nach einer geeigneten Wegzehrung eine Flasche mit der Aufschrift „Anti-Malaria-Rum“ entdeckte. Ich stutzte: Sollte es möglich sein, sich mit einem alkoholischen Elixier zu einem Preis von nicht mehr als zwei Euro wirksam gegen Malaria zu schützen? Ich zögerte keine Sekunde und kaufte dieses geheimnisvolle Getränk.

In Burma werden viele seltsame Essenzen verkauft

Das Etikett auf der Rückseite legt dann auch Zeugnis darüber ab, welche Pflanzenwirkstoffe sich darin befinden. Das sind im einzelnen zunächst die Kräuter, denen eine Antimalaria-Wirkung attestiert wird:

  • Artimisia annua Lour – Dieser bei uns „Einjähriger Beifuß“ genannte Korbblütler gilt in der Tat als Malariaheilmittel. Das aus der Artimisa gewonnene Artemisinin wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schon seit sehr langer Zeit erfolgreich gegen Malaria verwendet. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Präparate mit dem aus der Pflanze extrahierten Artemether in Kombination mit Lumefantrin.
  • Adhatoda Vasica Nees – Sie ist bei uns als „Indisches Lungenkraut“ bekannt und wird in der Naturheilkunde eher als Breitband-Antiallergikum eingesetzt. Die vermeintliche Anti-Malariawirkung dieser Pflanze beruht vermutlich darauf, dass sie auch als Fiebermittel verwendet wird, denn selbst das burmesische Gesundheitsministerium bescheinigte mir, dass Ma-ya-gyi (so der burmesische Name) in erster Linie bei Teerstuhl oder blutigen Hämorrhoiden Verwendung findet…
  • Dichroa Febrifuga Lour – Diese lila blühende Pflanze zählt in der TCM zu den 50 wichtigsten Heilpflanzen. Und siehe da: Ich fand eine Forschungsarbeit der Universität Tübingen aus dem Jahr 1986, in der ein Extrakt von Dichroa febrifuga L. in vivo und in vitro auf Antimalariawirkung untersucht wurde. Das Ergebnis: Dichroa febrifuga L. besitzt bei experimentellen Malariainfektionen eine mit Chloroquin vergleichbare Wirkung. Das Extrakt war sogar gegen eine hoch chloroquinresistente P. berghei-Zell-Linie gut wirksam.

Neben diesen drei klassischen Anti-Malaria-Kräutern beinhaltet der „Herbal Rum“ auch noch die folgenden sechs Heil-Kräuter, welche dem Elixier noch zusätzlich eine vitalitätssteigernde Wirkung verleihen sollen:

  • Panax Ginseng
  • Coptis Teeta Walls
  • Withania Somnifera Dunal
  • Hydrocotyle asiatica Linn
  • Soya Beans (Glycine Max)
  • Tinospora cordifolia Miers

Zusammenfassend ist diesem „Rum“ also eine gewisse (präventive) Wirkung gegen Malaria nicht abzusprechen. Diese beruht aber mehr darauf, mithilfe der Pflanzenwirkstoffe und des Alkohols die Mücken abzuhalten, als dass der Malariaerreger ernsthaft bekämpft werden könnte. Als Mann der Tat zögerte ich jedoch nicht lange und verabreichte mir eine gehörige Portion dieser „Medizin“ – natürlich in vertretbaren Dosen über den Tag verteilt. Das Ergebnis: Von den Mücken blieb ich an diesem Tag tatsächlich verschont. Die „Nebenwirkungen“ der Medizin sorgten allerdings dafür, dass ich an diesem Tag sehr früh zu Bett ging…

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